Bioenergiedorf Weiterdingen
Seit 2011 gehört Weiterdingen, ein Ortsteil der Gemeinde Hilzingen am Bodensee, zu den insgesamt elf Bioenergiedörfern in der Region. Das bedeutet, die kleine Gemeinde mit ihren rund 850 Einwohnern und 130 angeschlossenen Gebäuden versorgt sich eigenständig mit Wärme und indirekt auch mit Strom. Als wichtigster Wärmelieferant des Ortes dient dabei das sogenannte Satelliten-BHKW der Biogasanlage von Dieter Mohr. In Sachen Gasverdichtung und Gastrocknung zum Transport des Biogases über eine Entfernung von rund 1,3 Kilometern vertraut der Anlagenbetreiber von Beginn an dem komplexen Technikcontainer der Essener Siloxa AG. Zeit für ein Resümee.
In Weiterdingen werden in der Heizzentrale die Abwärme des Biogasmotors und zusätzlich Holzenergie in das lokale Nahwärmenetz eingespeist. Der Strom aus den insgesamt drei BHKWs der Biogasanlage sowie aus mehreren örtlichen Solarkraftwerken wird hingegen ins öffentliche Netz eingespeist. Betreiber in Weiterdingen und auch in den anderen Bioenergiedörfern der Bodenseeregion ist die in Singen ansässige Solarcomplex AG. Bereits 2007 wurde mit Unterstützung des Anbieters in Mauenheim das erste Bioenergiedorf Baden-Württembergs realisiert.
Für die Wärmeversorgung in Weiterdingen wurde ein Investitionsvolumen von rund 3,2 Millionen Euro benötigt. Zu etwa einem Viertel stammte das Geld aus Bürgerkapital. Drei Viertel kamen über ein KfW-Darlehen. Auch das Wirtschaftsministerium des Landes Baden-Württemberg beteiligte sich mit einem Zuschuss in Höhe von 100.000 Euro.
Finanzielle Anreize und gute Argumente sind bei solchen Projekten gleichermaßen wichtig, weiß Solarcomplex-Vorstand Bene Müller: „Es gibt viele gute Gründe für die Errichtung von Wärmenetzen mit heimischen regenerativen Energien. So dämpft die Unabhängigkeit von fossilen Energien das Risiko der Preisentwicklung und bindet die Kaufkraft vor Ort. Außerdem werden klimaschädliche Emissionen um etwa einen Faktor 10 reduziert. Und trotzdem ist in der konkreten Umsetzung oft viel Überzeugungsarbeit nötig – beim Bürgermeister und den Gemeinderäten wie auch bei den vielen potenziellen Wärmekunden.“
Aber dezentrale Aktivitäten der Gemeinden zur Eigenversorgung sind enorm wichtig, um die von der Bundesregierung eingeleitete Energiewende weiter voranzutreiben.
Die Biogasanlage als Hauptlieferant für Wärme und Strom
Direkt an der von Dieter Mohr, einem gelernten Landmaschinenmechaniker, privat finanzierten Biogasanlage befinden sich zwei BHKWs. Darüber hinaus wird über eine rund 1,3 Kilometer lange erdverlegte Gastransportleitung das Satelliten-BHKW mit 300 kW elektrischer Leistung im zentralen Heizhaus der Gemeinde mit Biogas versorgt. Bei einer installierten elektrischen Leistung von zusammen fast 600 kW können die BHKWs pro Jahr rund 4,5 Millionen kWh (Kilowattstunden) Strom erzeugen und ins öffentliche Netz einspeisen. Diese Menge entspricht etwa dem Dreifachen des Weiterdinger Strombedarfs. Die nutzbare Abwärme des Satelliten-BHKWs wird in das Nahwärmeprojekt eingespeist.
Bereits seit 2006 beschäftigt sich Mohr mit Biogasanlagen. „In dieser Zeit haben wir mit einer 140-kW-Anlage ausschließlich für die Eigennutzung begonnen und Erfahrungen gesammelt. Einige Jahre später haben wir dann um 150 kW aufgestockt und 2011 im Rahmen der Errichtung des Bioenergiedorfs nochmals um 300 kW erweitert. Ich habe damals ein Generalunternehmen beauftragt, denn mir war es bei der Umsetzung wichtig, nur einen kompetenten Ansprechpartner zu haben“, sagt Dieter Mohr. Die Anlage leistet heute im Schnitt ca. 500 kW.
Erfolgskomponenten für den zuverlässigen Betrieb des Satelliten-BHKW
Der BHKW-Lieferant brachte den Technikcontainer der Siloxa AG ins Gespräch, dem Spezialisten für die Herstellung von Komponenten zur Trocknung, Verdichtung und Reinigung von Biogas. Da die Gasaufbereitung und der Transport des Gases zum BHKW praktisch das A und O für einen störungsfreien Anlagenbetrieb sind, hat Dieter Mohr vor der Investitionsentscheidung 2011 Referenzanlagen und die Produktion der Siloxa AG in Essen besucht. Nur so konnte er sich ein eigenes Bild von der Qualität der Produkte und der Zuverlässigkeit machen. „Mir war von Anfang an klar, dass der Gastransport der sprichwörtliche Flaschenhals des gesamten Projekts ist und ich eine Lösung brauche, auf die ich mich jederzeit zu 100 Prozent verlassen kann. Die offene und ehrliche Art der Menschen bei der Siloxa sowie die Leistungsfähigkeit der Produkte haben mich sofort überzeugt“, begründet Dieter Mohr sein Engagement.
Das Konzept des in Weiterdingen zum Einsatz kommenden Technikcontainers ist ebenso simpel wie innovativ, denn das System bündelt alle wesentlichen Funktionseinheiten, die zur sicheren Versorgung der Gasmotoren mit dem produzierten Biogas notwendig sind. Dazu sind im Container alle Komponenten wie der Gaskühler, die Kondensatabscheidung, der Kaltwassersatz sowie ein Verdichter untergebracht. Ein Mikroprozessor übernimmt die Steuerung und Regelung aller integrierten Aggregate und Überwachungsgeräte. Der Vorteil ist, dass es damit nur diese eine kompakte Arbeitseinheit gibt, die alle angrenzenden Gewerke der Biogasanlage unterstützt.
In den vergangenen Jahren hat die Siloxa AG das Produktangebot permanent weiterentwickelt und den Erfordernissen des Marktes angepasst. „Gleich geblieben ist aber der Vorteil unserer eigenen Werksfertigung, die es möglich macht, ein Produkt wie den Technikcontainer praktisch Plug and Play zu liefern. Mit anderen Worten, unsere Produkte werden passend zum Kunden geliefert, aufgestellt, angeschlossen und fertig! Dies bietet dem Betreiber der Biogasanlage maximale Qualität bei einem gleichzeitig reduzierten Investitionsvolumen. Und es vereinfacht insgesamt die Planung und verhindert kleine Detailfehler, die schnell zu unnötigen Stillständen und damit verbundenen Ausfallkosten führen können“, erläutert Wolfgang Doczyck, Vorstand der Siloxa AG. Genau dies bestätigt auch Dieter Mohr: Der Technikcontainer war im Nu aufgebaut und läuft seit der Inbetriebnahme praktisch störungsfrei. Dabei kam es in der Gastransportleitung zu keiner Zeit – selbst bei extremem Frost – zur Bildung von Kondensat.
Servicepartner – ein wichtiger Baustein für den erfolgreichen Betrieb
Auch die beste Technik benötigt für den dauerhaften Betrieb einen gut organisierten Service. Der Anlagenbauer Siloxa bietet daher nicht nur zuverlässige Produkte, sondern auch einen umfassenden After-Sales-Service. Ziel des Anlagenservice muss sein, die Verfügbarkeit und einen konstant hohen Wirkungsgrad zu sichern. Darüber hinaus besteht über den Servicepartner die Möglichkeit, eine Anlage über den direkten Zugang zu neuen Technologieentwicklungen stets weiter zu optimieren. Gerade in den Ausbau der Servicekompetenz hat die Siloxa als Servicepartner von Dieter Mohr in den zurückliegenden Jahren viel Geld investiert und personell aufgestockt. Deutlich gewachsen ist in dem Zusammenhang auch der Bereich Aktivkohle. Im Technikcontainer in Weiterdingen kommt zur Biogasentschwefelung ein mobiler Aktivkohlefilter mit einem Volumen von 700 Litern zum Einsatz. Für seine Filter hat die Siloxa den in der Branche bisher immer noch einzigartigen Wechselservice eingeführt. Das bedeutet, dass bei einem Wechsel nicht mehr die Kohle getauscht, sondern ein gesättigter Filter einfach mit wenigen Handgriffen durch ein frisch befülltes Element ersetzt wird.
Wegen der hochwertigen dotierten Aktivkohle muss der Filter in der Anlage von Dieter Mohr im Schnitt nur etwa alle 1 bis 1,5 Jahre getauscht werden. Auch dies ist ein Beitrag zu mehr Wirtschaftlichkeit der Biogasanlage.
„Als Energieproduzent muss ich den Abnehmern gewährleisten können, dass meine Biogasanlage und alle Komponenten rund um die Uhr störungsfrei funktionieren. Mit der Siloxa habe ich von Beginn an einen Partner an meiner Seite, dem ich vertrauen kann. Und wenn es doch einmal irgendein Problem mit der Anlage geben sollte, kann ich über die Telefonhotline rund um die Uhr einen Servicetechniker der Siloxa erreichen, der mir mit Rat und Tat zur Seite steht“, zieht Dieter Mohr Resümee.